Letzte Woche waren wir auf der ersten Familienbloggerkonferenz in Franken, der #denkst. Dort lauschten wir spannenden Vorträgen und lernten viele Blogger-Power-Frauen kennen. Ein Netzwerktreffen der entspannten Art.
Julia Ferstl
Als Mama und Vollblut-Wohnsinnige fühlte ich mich bei der #denkst sofort pudelwohl. Kreatives Chaos bei der Suche nach den Namensschildern, Reis auf dem Boden und den Klamotten beim Mittagessen, Kinderlachen und Schreien während der Sessions: Das pure Leben. Und ein Tag, an dem ich von vielen starken Frauen wie Christine Finke, Béa, Andrea Reif und Svenja Walter wertvolle Impulse bekommen habe, wie man Familie und Berufung erfolgreich unter einen Hut bekommt.

Die perfekte Welle
Christine gewann mich gleich am Anfang ihres Vortrags mit diesem Satz für sich: „Das ist meine erste Powerpoint-Präsentation und ich wollte mal die Special Effects ausprobieren“. Passend zu ihrem Vortrag „Wie mache ich eine Welle im Internet?“ ließ sie dann die Buchstaben wellenförmig über die Folie fliegen. Damit hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.
Mit Witz und Charme beschrieb sie eindrücklich die Vor- und Nachteile, die eine Welle mit sich bringen kann. Sie hat schon mehrmals eine Welle hervorgerufen. Die stärkste mediale Aufmerksamkeit gewann ihr Beitrag über die Absurdität der Bundesjugendspiele und ihre Petition zur Abschaffung eben dieser. Damit traf sie komplett den Nerv der Zeit. Alle großen Medienhäuser griffen das Thema auf und wollten sofort ein Interview mit ihr. Aber sie bekam auch Drohbriefe, die dunkle Seite der medialen Aufmerksamkeit. Wenn sie bloggt, stellt sich Christine immer folgende Frage: Geht das Thema den Leuten in den Bauch? Auf ihrem Blog Mama arbeitet greift sie daher bewusst Tabu-Themen wie Armut und Burn-out auf, um ihre Leser emotional abzuholen. Wichtig beim Bloggen sei vor allem, sich vorab zu fragen, was man damit erreichen möchte: Schreibe ich für mein Ego und die Aufmerksamkeit? Möchte ich damit Geld verdienen? Ist mir die Vernetzung mit anderen Bloggern und der Spaß wichtig? Ich denke bei den meisten von uns ist es eine Mischung aus all diesen Punkten.
Tollabea – Ich bin eine Marke
Ganz wunderbar angeschlossen an diese Fragen hat der sehr profunde Vortrag von Tollabea rund um das Thema Branding. Am Beispiel ihrer eigenen Karriere zeigte sie sehr anschaulich, wie ihr Slogan „Kreative Ideen für kleine, große und ewige Kinder“ rund um ihren Markenkern entstanden ist. Dabei helfen laut Béa folgende Fragen: Wie möchte ich wahrgenommen werden? Wie nehmen mich die anderen wahr? Auf dem Weg zur gelebten Marke hilft neben ganz viel Selbstreflexion vor allem eines: Andere Menschen zu fragen, wie sie euch und eure Marke wahrnehmen, ohne Angst vor ihrer Meinung zu haben. Sehr befreiend fand ich auch ihren Zeitmanagement-Tipp. Tollabea arbeitet zwar mit To-do-Listen, sie hat aber auch eine Let-go-Liste, um sich Freiräume für Dinge zu schaffen, die ihr wirklich wichtig sind.

Über Blogger Relations mit Unternehmen
Kai Bösel von boomblogs.de hielt ebenfalls einen interessanten Vortrag. Bei ihm ging es um die Beziehung zwischen Bloggern und Unternehmen. Mit der steigenden Anzahl an Familienbloggern hat sich auch deren Selbstvermarktung professionalisiert. Mittlerweile gibt es ganze Netzwerke, die von Bloggern wie Kai Bösel gegründet wurden und die ihren Mitgliedern helfen, Geld mit ihrer Arbeit zu verdienen. Voraussetzung in Kais Netzwerk mitzumischen ist allerdings eine Reichweite von 15.000 Visits pro Tag, damit den zahlenden Unternehmen genug Reichweite geboten werden kann. Wichtig ist laut Kai auch das gewisse Extra der Blogs, der USP, um sich von anderen Bloggern abzuheben. Wie beispielsweise Patricia Cammarata von dasnuf.de, die als eine von wenigen Bloggerinnen fast komplett ohne Bilder auskommt.
Erfolgreich bloggen: Den eigenen Wert erkennen
Für mehr Transparenz und echte Unterstützung unter den Bloggern setzte sich Svenja von meinesvenja.de ein. Ihr Beweggrund: Als ihr Business noch in den Kinderschuhen steckte, hätte sie sich Starthilfe von erfahrenen Bloggern gewünscht. Daher erklärte sie offen und ehrlich, wie sie nach Trends sucht und ihre Inhalte platziert und warum ihre Evergreenthemen Kochen und Basteln so gut funktionieren. Mit verschiedenen SEO-Tools lassen sich laut Svenja gerade saisonale Themen wunderbar für Google und die unterschiedlichen Kanäle optimieren. Neben Suchmaschinenoptimierung setzt sie auch auf ihr Bauchgefühl, was ihr einen extra Sympathiepunkt von mir einbrachte. Um erfolgreich bloggen zu können, ist für Svenja auch die Bildsprache entscheidend. Am Anfang stehen jedoch die Leidenschaft und die Bereitschaft, ein paar Jahre in Vorleistung zu gehen. Heute berät Svenja Firmen konzeptionell und inhaltlich und verdient ihren Lebensunterhalt damit.

„The guy with the small penis“: Gehören Kinderfotos ins Netz?
Als das zweite Studioalbum von Nirvana 1991 erschien, war der Junge auf dem Cover ein gutes halbes Jahr alt. Seine Eltern hatten wahrscheinlich keine Ahnung, welche Konsequenzen dieses Bild für ihren Sohn haben würde. Noch heute ist Spencer Elden „the guy with the small penis“ und wird darauf auf offener Straße angesprochen. Patricia Cammarata von das nuf.de zeigte in ihrem Vortrag „Die Privatheit von Familienblogs“ bewusst Worst-Case-Szenarien auf, die eintreten können, wenn man Kinderfotos veröffentlicht. Um dann klar Stellung zu beziehen, dass Kinder in der Gesellschaft und somit auch im Internet sichtbar sein sollten. Ausschluss mache Menschen immer intoleranter gegenüber Kindern. Kinderfreie Hotels, Airlines und eigene Zugabteilungen für Familien – das alles sind Beispiele, die Kinder ausgrenzen. Die Frage sei für sie nicht, ob Kinderfotos ins Netz gehören, sondern wie man sie veröffentlichen sollte. Dies könne jeder Familienblogger aber nur für sich selbst beantworten. Für den Zweifelsfall rät Patricia: „Better safe than sorry“ und da bin ich zu 100 Prozent bei ihr.

Wie geht ihr mit euren Familienfotos im Netz um? Diskutiert mit uns. Hier findet ihr zudem alle Vorträge, Tweets, und Pressestimmen rund um die erste #denkst.