Ich mache seit einiger Zeit Yoga, genauer gesagt Power Yoga. Das hat weniger mit Atmung oder Entspannung zu tun, sondern viel mehr mit anstrengenden Kräftigungsübungen. Diese Stunde ist ein schönes Sportprogramm. Allerdings habe ich mich bisher noch nie mit der Philosophie beschäftigt, die hinter dem „richtigen“ Yoga steckt.
Dann habe ich mich mit einer Freundin, die seit langer Zeit Yoga praktiziert, bei einem Kaffee über unsere Urlaubsplanung unterhalten. Sie meinte, dass sie gerne einen Yoga-Urlaub machen würde. Allerdings wüsste sie niemanden, der mitfahren würde. Also habe ich ihr angeboten, dass ich sie begleiten könnte. Wenige Wochen später war alles gebucht.
Das Yoga-Zentrum

Wir haben uns für einen Yoga-Urlaub an der Nordsee entschlossen, weil wir noch nicht dort waren. Für das Zentrum von Yoga Vidya haben wir uns entschieden, weil es eine der größten Yoga-Gemeinschaften in Europa ist. Es besitzt vier Ashrams (ein klosterähnliches Meditationszentrum) und über 100 kleineren Zentren in verschiedenen Städten. Das Ashram an der Nordsee liegt in der Nähe von Horumersiel in der Gemeinde Wangerland. Wangerland ist eine typische Urlaubsregion mit vielen Veranstaltungen, Kur- und Wellnessangeboten. Insgesamt ist es sehr ruhig. Menschen, die in ihrem Urlaub weder Discotheken noch Shopping oder das Getümmel der Großstadt brauchen, werden sich dort wohl fühlen.


Eintauchen in eine andere Welt
Ein Yoga-Urlaub mag spirituell und abgefahren klingen. Aber das Schöne an den Yogis ist, dass sie jeden Besucher selbst bestimmen lassen, inwieweit er sich auf ihre Welt einlassen möchte. Verpflichtend war nur die Teilnahme an einer Yoga-Stunde, die täglich morgens und abends stattfand.
Die Gäste des Zentrums sind bunt gemischt: Wir haben Menschen kennengelernt, die nach den Yoga-Prinzipien leben, die auf der Suche nach neuen Perspektiven sind sowie Menschen, die einen Yoga-Urlaub einfach mal ausprobieren wollen. Nach wenigen Tagen war zu erkennen, dass es für den ein oder anderen schwer ist, sich darauf einzulassen. Dann war es ok, wenn derjenige ausgedehnte Fahrradtouren unternommen hat.
Ich muss sagen, dass ich völlig unbedarft dorthin gefahren bin und mir nicht vorstellen konnte, wie so ein Urlaub abläuft. Und ich war sehr positiv überrascht! Yoga, Meditation und dazu noch die tolle Landschaft, das Meer, die gute Luft und die ruhige Umgebung: Das war Entspannung pur.


Ein normaler Tagesablauf
06:30 Uhr Aufstehen
07:00 Uhr Meditation
08:15 Vortrag über Aspekte der Yoga-Lehre wie Ernährung und Meditation
09:30 Uhr Yoga-Stunde
11:00 Uhr Brunch
Ab 12 Uhr Freizeit
16:30 Uhr Yoga-Stunde
20:00 Uhr Satsang: Meditation und Singen
Das Essen
Wer täglich Fleisch, Wurst oder Fisch braucht, hat es schwer. Das Buffet, das es zwei Mal am Tag gibt, ist vegetarisch, zum großen Teil sogar vegan. Gewürze wie Knoblauch oder Chilli haben laut Yoga-Lehre negative Auswirkungen auf den Geist. So wird vor allem mit Kräutersalz, Körnern und Sprossen gewürzt. Das muss man mögen, mir hat es geschmeckt. Nur das gedünstete Gemüse fand ich nach ein paar Tagen echt langweilig. Ansonsten gab es eine riesige Salatauswahl mit dem leckersten Curry-Dressing überhaupt (das war vegan), frisches Brot, Aufstriche, Müsli, Suppen, Getreide und viel Gemüse.


Fazit zum Yoga-Urlaub an der Nordsee
Wer sich auf diese komplett andere Welt einlassen kann und mehr über Yoga und die Lebensweise der Yogis erfahren möchte, sollte diese Erfahrung machen. Ihre Welt ist nicht dauerhaft meine Welt, aber für eine Woche Urlaub ist es ein perfektes Kontrastprogramm zum Alltag. Keine elektronischen Geräte, keine Hektik, kein Zeitdruck. Die Yogis leben im Hier und Jetzt, nur tun sie alles bedachter. Das wird nicht mein letzter Yoga-Urlaub sein!
Übrigens: Power Yoga hat außer den gleich aussehenden Übungen eigentlich nichts mit dem „richtigen“ Yoga zu tun. Manche Yogis bezeichnen Power Yoga-Übungen auch als Turnübungen.


